Quick Change im Westen

In den 80’er Jahren begannen Magier verstärkt, ihre Kleidung zu verwandeln. Es gab aber kaum Mentoren unter den Magiern. Die einzig praktizierenden Artisten waren keine Magier und kamen hauptsächlich aus dem „kalten“ Ostblock. Daher begannen die meisten westlichen Magier bei Null mit vergleichsweise primitiven Methoden. Viele Lösungsansätze ähneln einer Adaption von Goldston‘s Technik.

Das Grundprinzip war klar und alternative moderne Techniken boten sich an. Genau betrachtet erstrahlen neue Techniken mit gähnender Langsamkeit. Der High Tech Kostümwechsel wurde in den vergangenen einhundert Jahren nicht wesentlich schneller, sondern nur wesentlich lauter. Es gibt heute Maschinen, die in einer Sekunde ein Kostüm des Darstellers meterweit nach hinten in die Kulissen schleudern. Wenn es mit ausreichendem Training möglich ist, mit den alten Techniken schnelle und leise Kostümwechsel in weniger als einer Sekunde vorzunehmen, dann wurde die Kunst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits vor über einhundert Jahren mit identischer Geschwindigkeit vorgeführt, nur eben backstage oder hinter dem Paravent ohne heutig modernem Bassbeat, Knall, Peng und Bums.

Mit absoluter Hingabe widmete der italienische Künstler Arturo Brachetti sein Leben dem Quick Change. Auf den Spuren des legendären Fregoli erschuf er ein Bühnenkunstwerk, in dem er 100 Charaktere selbst spielt. Seine Form des Quick Change wurde bislang von keinem anderen Verwandlungskünstler überboten. Er ist die lebende Legende des Quick Change bis heute.

Mitte/Ende der 1990’er Jahre wurde Quick Change als solitärer Act auch im Westen populär. Einerseits ist das mit dem Fallen des eisernen Vorhangs zu erklären. Viele „Ostblock-Künstler“ konnten nun reisen und nahmen Engagements im ehemaligen „Westen“ an. Die Kunst wurde weltweit populärer. Wie bei allen Künstler entwickelten sich Stilrichtungen, die auf der nächsten Seite erläutert werden.

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